Jean-Philippe Aiguier im Gespräch

Verantwortung, Vertrauen und Veränderung

Jean-Philippe Aiguier über Nachhaltigkeit bei PAPER & TEA
Lesezeit: 6 Minuten

Jean-Philippe Aiguier ist unser Director Sustainability & Product. Im Interview verrät er, welche Maßnahmen er für 2025 plant, was Nachhaltigkeit mit Forstwirtschaft zu tun hat und welche Tees er am liebsten trinkt.

Ressourcen für nachfolgende Generationen

Lieber Jean-Philippe, du bist Director Sustainability & Product bei PAPER & TEA. Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich eigentlich?

Jean-Philippe: Was das für mich persönlich bedeutet, spielt meiner Meinung nach erst einmal keine Rolle. Die Frage, die wir beantworten müssen, ist: Was bedeutet der Begriff für PAPER & TEA? Das Wort stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft: Ein Forstwirt pflanzt Bäume für die vierte oder fünfte Generation, die auf ihn folgt. Er achtet darauf, den nachfolgenden Generationen nicht den Boden zu entziehen, von dem sie sich ernähren, sondern sorgt dafür, dass der Wald erhalten bleibt. Es geht also nicht nur um Ökologie, sondern auch um vorausschauendes Wirtschaften. Dieses Denken kann man direkt auf die moderne Welt übertragen, indem man sich fragt: Entziehe ich der Erde Ressourcen, die ich ihr nicht wieder zuführen kann, oder ist mein Fußabdruck so gering, dass sie für die Menschen und Tiere darauf erhalten bleibt? Jede Handlung zahlt in diese Gleichung ein. Doch damit hört es noch nicht auf: Auch für menschliche Ressourcen gilt die Rechnung. Wir setzen hoch ausgebildete Fachkräfte ein und sind als Firma verpflichtet, Wissen zurückzugeben, zum Beispiel in Form von Bildung.

Wie bist du zu PAPER & TEA gekommen? Was ist deine Mission hier?

Jean-Philippe: Ich arbeite seit 18 Jahren im Bereich der Nachhaltigkeit. Dabei habe ich eins gelernt: Der Weg zum nachhaltigen Unternehmen ist nie abgeschlossen! Man lernt immer weiter dazu. Wenn man einen Schritt getan hat, kommt direkt der nächste. Mein Auftrag ist es, zu überzeugen und damit die Idee authentisch zu etablieren, alles andere ist Greenwashing.

Schritt für Schritt zum nachhaltigen Unternehmen

Unser Tee wird auf der ganzen Welt angebaut. Wie stellen wir sicher, dass dabei unsere Standards eingehalten werden?

Jean-Philippe: Wir bauen langfristige Partnerschaften auf, die auf gegenseitigem Vertrauen beruhen. Und da wir eine Verantwortung gegenüber den Menschen tragen, denen wir den Tee verkaufen, prüfen wir jede Lieferung, die wir bekommen, ganz genau. Bei diesen Analysen finden auch kleinste Rückstände wie die von Pestiziden, etwa wenn das benachbarte Feld gespritzt wurde und der Wind etwas davon herübergetragen hat (in der Fachsprache: heißt das "Abdrift"). Auch Rückstände aus Bodenbelastungen können wir identifizieren. In zahlreichen Ländern, auch in Deutschland, haben sich an einigen Stellen schon längst verbotene Substanzen in den Böden angereichert z. B. aus intensiver Landwirtschaft oder Kriegen der Vergangenheit. Begegnen uns solche Themen, sortieren wir das Produkt natürlich aus.

Die sozialen Bedingungen sind eine Frage des Vertrauens. Je länger man sich in der Branche bewegt, desto mehr entwickelt man ein Gefühl dafür, ob es jemandem ein echtes Anliegen ist. Das ist ein sehr differenziertes Thema und man muss aufpassen, dass man sich in dieser Hinsicht nicht als neokolonialistischer Besserwisser aufspielt, sondern auch die Situation in den Herkunftsländern versteht.

Teepflanze und Wald

Was machen wir in der Produktentwicklung, um nachhaltiger zu werden?

Jean-Philippe: Wir sind gerade dabei, unser Packaging-Programm komplett neu aufzulegen. Dabei achten wir auf die Herkunft unserer Verpackungsmaterialien und Kreisläufigkeit. Dafür arbeiten wir mit Partnern wie Gmund Papier zusammen, die ein Nachhaltigkeitskonzept haben. Mit dem Tea for Tomorrow Adventskalender haben wir schon gezeigt, wie wir unseren Anspruch bei einem Produkt entlang der gesamten Wertschöpfungskette umsetzen können. Jetzt ist unser Ziel, das Wissen, das wir dabei gewonnen haben, auf unser gesamtes Portfolio anzuwenden. Wir haben unsere Standards noch einmal erhöht und neue Partner:innen gewonnen - das wollen wir konsequent weiterführen!

Außerdem sitzen wir gerade an Designs für eine neue Accessoire-Linie, die vollständig in Europa produziert werden soll. Dadurch können wir in Zukunft Lieferwege verkürzen und haben noch stärkere Kontrolle über die Produktionsbedingungen.

PAPER & TEA Logo eingeprägt in Papier

An welchen Bereichen arbeiten wir noch?

Jean-Philippe: Wir halten uns an das Prinzip "Reduce, Reuse, Recycle": Wie bereits erwähnt, versuchen wir den Materialeinsatz zu verringern. Außerdem setzen wir auf Weiterverwertung: Unser Versandpartner hat natürlich einen großen Bedarf an Verpackungsmaterial und Kartonagen. Der Ausschuss wird von einem Unternehmen, das Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt, geschreddert und als Füllmaterial weiterverwertet. So nehmen wir ein vermeintliches Abfallprodukt in den Kreislauf der Wertschöpfung zurück. Ein weiteres Beispiel ist unser Teepapier, das wir mit dem Gmund Greenfibra Lab entwickelt haben. Es enthält Teereste, die aufgrund unterschiedlicher Umstände - zum Beispiel der Verletzung eines Sacks durch einen Gabelstapler - nicht mehr als Lebensmittel verwendet werden können. Mit dem Teepapier haben wir einen Weg gefunden, das wertvolle Produkt auf kreative Weise zu verwandeln.

Unsere Tea for Tomorrow Collection Box ist das erste Produkt, in dem wir es verwendet haben. Mit diesem Produkt haben wir unseren Anspruch in die Wirklichkeit umgesetzt: Es vereint Design und nachhaltigen Genuss auf innovative Weise. Ursprünglich war es als Adventskalender entwickelt; dass wir es nicht ungenutzt lassen oder im schlimmsten Fall entsorgen müssen, sondern zum reduzierten Preis weiterverkaufen, ist ein weiterer Schritt in Richtung bewusster Konsum.

Papier und Beutel aus Baumwolle

Produkte, die sich gut anfühlen

Und wie sieht es mit Recycling aus?

Jean-Philippe: Wir verwenden zukünftig keine Verbundmaterialien, sondern setzen auf Materialien, die in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Die sogenannte Aromabarriere, die unsere Tees schützt, kann vollständig recycelt werden, ebenso das Papier, die Farben, … Aber Recycling ist auch ein Kommunikationsthema. Unsere Kund:innen müssen auch wissen, dass es die Möglichkeit gibt.

Für die Tees unserer Color Collection kommt das neue Packaging mit 95 % Recyclingfähigkeit das erste Mal zum Einsatz. Das minimalistische Design mit kräftigen Farben wird auch unserem ästhetischen Anspruch gerecht.

Papier-Bogen

Du bist ja schon seit vielen Jahren bei PAPER & TEA. Welche Produkte sind in der Zeit deine Lieblinge geworden?

Jean-Philippe: Zunächst einmal unser Teepapier. Ich mag Produkte, die ästhetisch sind und die sich rundum gut anfühlen. Ich glaube, dass solche Artikel die Seele berühren und etwas Positives mit uns machen. Und umgekehrt spürt man, wenn ein Produkt schlecht ist.

Bei unseren Tees habe ich nicht den einen Favoriten: je nach Stimmung, Jahres- oder Tageszeit einen anderen Liebling. Im Moment finde ich unseren Blue Earl spannend, der ganz neu im Sortiment ist. Ich freue mich, dass wir in unserer Earl Grey-Familie nun auch einen Tee auf Basis eines besonders hochwertigen First Flush Darjeeling haben.

Zwei Grüntee-Dosen

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